Süße Hovawart Hunde

Rettungshundeprüfung unter Corona-Bedingungen

Nach fast 20 Jahren Rettungshundearbeit immer noch stolz wie beim ersten Mal


TEXT: Dieter Lang

In der jetzigen Zeit stellt es eine Herausforderung dar, unsere Hunde als Rettungshund auszubilden und die Einsatzfähigkeit zu erhalten. Immer wieder sind wir aufgrund von Corona dazu gezwungen, unsere Trainingstermine abzusagen. Das ist vor allem im Winter der Fall. Im Sommer findet eine Erleichterung der Situation statt und wir können unter ganz bestimmten Bedingungen unser Training 2 mal in der Woche durchführen. Diese Bedingungen sind durch das Innenministerium vorgegeben, da wir als eine kritische Infrastruktur eingestuft werden.

Im Sommer drängen sich dann in Folge dessen alle unsere Termine, egal ob Zuchtschauen, Nachzuchtbeurteilungen, Trainings oder Leistungsprüfungen. Damit besteht unser Konflikt darin, entweder bei Zuchtveranstaltungen tätig zu sein oder als Ausbilder und Rettungshundeführer zu trainieren. Zudem kommt noch eine weitere Schwierigkeit hinzu. Es wird immer schwieriger Übungsgebiete im Wald zu erhalten. Der Naturschutz und die Forstämter werden immer strenger. Mit unserem Training und den Prüfungen besteht die Gefahr, dass wir Wildtiere im Wald stören. Aus dem Grund werden uns in Abstimmung mit den Forstämtern und Waldbesitzer die Gebiete zugeteilt. Jedoch wenn wir vermisste Personen im Ernstfall suchen, interessieren diese Übungsbedingungen nicht, da zählt es nur, so schnell wie möglich die vermisste Person zu finden. Denn es geht um Leben oder Tod. Wir müssen also trotz dieser Bedingungen die jährliche Prüfung unserer Hunde zum Rettungshund (Flächensuche) durchführen, um die Einsatzfähigkeit zu erhalten. Die bestandene Prüfung ist Bedingung um an Einsätzen teilnehmen zu können. Der Prüfer schaut dabei, wie weit der betroffene Hund belastungsfähig ist und ob er die Grundfähigkeiten beherrscht (Führigkeit, ausdauerndes Suchen und Anzeige bei der Versteckperson). Eine solche Prüfung wird in unterschiedlichen Gelände und unter unterschiedlichen Bedingungen von wechselnden Leistungsrichtern durchgeführt. Es wird damit vermieden, dass das Team sich an Abläufe gewöhnt bzw. Prüfungsabläufe einstudiert.

Unsere Anisa Ut`n Sanderdickkopp hat bereits 3 Prüfungen gemeistert und war bei mehreren Einsätzen dabei. Im Jahr 2020 hat sie eine besonders gute Prüfung leisten können, das wollten wir natürlich auch in 2021wiederholen. Aber wir hatten sehr wenig Zeit, um die Leistung aus dem letzten Jahr zu erhalten. Ruckzuck waren die Wochenenden vorbei und schon kommt der Tag der Prüfung. Nervös sitzt man beim Frühstück, fährt mit seiner Hündin zum Treffpunkt. Dort erwartet einen ein völlig unbekanntes Prüfungsgebiet. Es gilt nun in einem Gebiet von 30.000 m² eine bis drei Personen innerhalb von 25 Minuten zu finden. Unser Leistungsrichter an diesem Tag war sehr aufgeschlossen, er legte großen Wert auf unsere eigentliche Aufgabe, die Einsatzfähigkeit. Dabei geht es nicht darum eine besonders schöne Prüfung mit einer hohen Punktezahl zu erhalten, sondern wie gut arbeitet das Team (Hundeführer und Hund) bei der gestellten Prüfungsaufgabe zusammen. Die Prüfungsordnung hat hohe Ansprüche. Es ist nicht nur das große Gebiet oder die immer unterschiedlichen Bedingungen, sondern eher die Belastungsfähigkeit im Stress und die Kommunikation zwischen Mensch und Hund. So sind die äußeren Gegebenheiten immer anders, der Wind, die Wege, das Gelände, das Wetter, Spaziergänger, usw. spielen alle eine große Rolle und ergeben immer besondere und individuelle Aufgabenstellungen.

Zum Beginn geht der Prüfer durch das Gebiet und versteckt nach den Gegebenheiten die Versteckperson(en). Das Team weiß nicht, wieviele Helfer im Gebiet sind und wo sie versteckt sind. So wie es sich Nachhinein ergeben hat, hat er heute 3 Helfer versteckt. Weil die Witterung sehr schwach ist (aufgrund hoher Luftfeuchtigkeit und wenig Luftbewegung), war es für die Hunde sehr schwierig, die Versteckpersonen in dem großen Gebiet zu finden. Hier wurde Anisa ein hohes Maß an Konzentration und Kondition abverlangt.

Nach der Meldung zur Prüfung beim Leistungsrichter, werden uns die Grenzen des Suchgebiets erklärt. Wir planen die Suchstrategie und setzen den Hund an der sogenannten Grundlinie an. Schon nach einer Minute hat Anisa die erste Versteckperson gefunden und zeigt dies durch andauerndes Bellen an. Erleichtert melde ich den Fund und ich darf Anisa bestätigen. Neu zur Suche angesetzt und schon nach der nächsten Minute hörten wir wieder das vertraute Bellen. „Versteckperson gefunden und wohlauf“ ist die Meldung von mir und ein weiterer Felsbrocken hat sich innerlich gelöst. Nun wurde Anisa zur dritten Suche angesetzt und weitergeschickt. Man sieht die Hündin leistet intensive und konzentrierte Arbeit um die Witterung auszuarbeiten. 2 Versteckpersonen hat sie bereits gefunden und nun durchstöbert sie das restliche Gebiet nach der möglicherweise dritten Versteckperson. Die ersten beiden Versteckpersonen lagen am Anfang des Suchgebiets. Nun muss sie über Lenken und Führen mit mir zusammen das Suchgebiet abarbeitet. Anisa ist sehr aufmerksam auf meine Körperhaltung und Ansagen. Entsende ich sie in ein anderen Abschnitt sucht sie geduldig das zugewiesene Gebiet ab. So war das ganze Gebiet schon fast durchsucht, bis wir wieder in Richtung Anfang des Suchgebiets kamen. Die dritte Versteckperson lag in einer Kuhle innerhalb von am Boden liegenden Baumstämmen innerhalb einer Baumgruppe. Dabei konnte beobachtet werden, wie intensiv die Hündin hier suchen musste bis sie Witterung bekam.

Nach 20 Minuten intensiver Suche ließ die Kondition nach und somit war das Bellen bei der dritten Anzeige nicht mehr so deutlich wie zu Beginn. Nachdem die Hündin alle Personen im geforderten Zeitraum von 25 Minuten gefunden und angezeigt hatte, war die Prüfung bestanden und somit floss auch wieder Blut in meinem Körper. Der Leistungsrichter teilte uns die Bewertung zur Prüfung mit und hatte noch ein paar Tipps zur Verbesserung unserer Arbeit.

Selbst nach fast 20 Jahren Rettungshundearbeit und unzähligen Prüfungen bin ich auf meine Hündin Anisa stolz wie beim ersten Mal. Nun können wir im nächsten Jahr wieder zusammen in den Einsatz gehen.


Fotos: Kerstin Lang


Beitrag eingestellt vom Pressewart BaWü

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