Süße Hovawart Hunde


RZV-Clubsiegerschau Fulda-Eichenzell

Familientreffen im Schlosspark

Testlauf für die Jahrhundertfeier


TEXT ROLF SCHETTLER FOTOS SVEN GREVEN, ROLF SCHETTLER

Ende einer langen Wartezeit. Das stoische Festhalten des RZV-Präsidiums am Termin der diesjährigen Clubsiegerschau am zweiten Juni-Wochenende im schönsten Barockschloss Hessens war wie eine Erlösung für viele Hovawart-Freunde und -züchter: endlich wieder Hundeausstellungen! Erst nach der Verlängerung der Meldefrist prasselten die Nennungen herein – sozusagen in der Verlängerung. Über 100 genannte Hunde, mehrere Zuchtgruppen, Nachzuchtgruppen und Paarklassen-Teilnehmer waren nach Lage der Dinge ein Zeichen dafür, wie sehr man sich nach einem Treffen in der großen Hovawart-Familie gesehnt hatte.

Das Ambiente war beeindruckend. Der große terrassierte Schlossgarten des herrlich renovierten Schlosses Fasanerie des Landgrafen von Hessen mit seinen hervorragend gepflegten Rasenflächen war ein ideales Geläuf mit besten Sichtmöglichkeiten für Zuschauer. Die spalierartigen Baumreihen auf der obersten Gartenterrasse bildeten für Hunde und Menschen so gute Schattenplätze, dass man mitunter echte Ferienstimmung spüren konnte.


Die Erleichterung war auch Präsident Peter Thome schon in seiner Begrüßung anzumerken. Umso leichter fiel es ihm, den Jubeltag mit zwei Ehrungen einzuleiten. Martin Schikofski aus Dortmund (Zwinger vom Haberkamp) erhielt die Goldene Ehrennadel. Nicht nur in der Landesgruppe NRW, als Statthalter des RZV bei Bundessieger- und Europasiegerausstellungen in der Westfalenhalle und überall dort, wo helfende Hände gebraucht wurden, waren und sind Martin und seine ganze Familie an vorderster Front dabei. Ein Ehrenamtler wie er im Buche steht.

Michael Kunze und Peter Thome

Sonderstufe der RZV-Nadel Gold mit Kranz
Richterobmann Michael Kunze, der aus Thüringen stammt, aber im Westerwald lebt und unter dem Zwingernamen vom Julienhof Hovawarte züchtet, gehört zu den Männern der „Stunde Null“ nach der deutschen Wiedervereinigung. Die reibungslose Integration der DDR-Zucht in den RZV ist ganz entscheidend ihm zu verdanken. Als „Chefrichter“ hat er über lange Jahre die Richterausbildung und damit die Entwicklung des Rassestandards entscheidend mitgeprägt. Die Sonderstufe der RZV-Nadel Gold mit Kranz ist die höchste Auszeichnung des RZV und darf nur an 10 lebende Personen verliehen werden. Somit erhält sein Engagement eine verdiente Würdigung.

Ralph Marcinczak und seine Helfer, vor allem aus der Landesgruppe Rhein-Main-Saar, hatten ganze Arbeit geleistet und innerhalb kürzester Zeit eine Clubsiegerschau quasi aus dem Ärmel geschüttelt: drei Ringe, Lautsprecheranlage, hervorragende Parkmöglichkeiten, sehr gutes Catering, ein überaus informativer und interessant gestalteter Katalog sowie eine vorbereitende Pressearbeit, die sogar in den regionalen Medien Echo fand.
Es passte alles!

Für die meisten Hunde war Eichenzell die erste Ausstellung diesen Jahres, nach vielen Monaten der Corona-bedingten Schau- und Prüfungsabstinenz. Die Qualität des Teilnehmerfeldes, das in drei Ringen vor die Richter Beatrice Holder, Michael Kunze und Marco Mummeshohl trat, war dennoch hoch und brauchte keinen Vergleich mit den Vorjahren zu scheuen.

Die vier bis sechs Monate alten Babys sind immer eine Freude für die Zuschauer, ein spielerisches Heranführen des Nachwuchses an das Ausstellungswesen. „Vielversprechend“, das Urteil.

Veteran wird ein Hund mit acht Jahren, nach oben keine Grenze, außer die der eigenen Fitness. Der neunjährige schwarze Juan Carlos II vom Schondratal (Züchterin: Helga Lingenfelder) präsentierte sich fit, in bestem Haarkleid und bewegungsfreudig: Club-Veteranensieger 2021.

Bester Junghund – Frl. Fiene vom Langhagensee

Starke Jugend
Besonders stark besetzt war die Jugendklasse (9 bis 18 Monate), zehn Rüden und sieben Hündinnen. Club-Jugendsieger wurde der ausdrucksvolle, blonde Boxer vom Vilsfeld, gezogen von Sabine Jacobs, die den gut entwickelten Jungspund auch in ihrer siegreichen Zuchtgruppe präsentierte. Club-Jugendsiegerin und bester Junghund wurde die von Birgit und Christian Illgner gezogene und von Susanne Drechsler vorgestellte, schwarzmarkene Fräulein Fiene vom Langhagensee aufgrund ihrer überaus kraftvollen und federleichten Bewegungen.

Im Alter von 15 bis 24 Monaten sind Hunde in der Zwischenklasse startberechtigt, nicht mehr Junghunde aber eben noch voll in der Entwicklung. Bei den Hündinnen stand die elegante und ebenfalls sehr bewegungsstarke Alana von Michels Hofreite vorne, mit sehr schönen Marken und einer vorzüglichen Rückenlinie.

BOS – Kurtis vom Tullnerbach

In_Österreich gezogen, aber im Ruhrgebiet zuhause ist der für seine 19 Lebensmonate schon erstaunlich reife, blonde Kurtis vom Tullnerbach, ein herrlicher Typ mit ausdrucksvollem Rüdenkopf, der – mit Verlaub – nicht ganz optimal, weil mit gebremstem Schaum präsentiert wurde. Dennoch: V1 in der Zwischenklasse, bester Rüde und BOS, mutige Vorschusslorbeeren einer vielleicht visionären Richtergruppe.


Der Sieger der Championklasse Rüden, der pechschwarze Aemon von der Eifelbuche, vom Alter her eigentlich auch schon Veteran, hatte in Ennio vom Drei Ruten Berg, dem Deutschen Champion (VDH) und German Winner (Leipzig) 2019, dem vielleicht bewegungsstärksten Hund der gesamten Ausstellung, einen starken Gegner.

Ähnlich knapp war die Entscheidung bei den Champion-Hündinnen. Der dänische Gast Cleohovs Accra musste sich hier der bestens präsentierten, charmanten siebenjährigen Alana von der Barockstadt Fulda aus der Zucht und im Besitz von Kerstin Hirsch geschlagen geben.

In der Gebrauchshundeklasse für Hovawarte mit qualifiziertem Ausbildungskennzeichen imponierte der in Slowenien gezogene, schwarzmarkene Österreichische und Internationale Champion und IGP-3-Rüde Denzel Grofje Celjski, sportlich präsentiert von der bekannten österreichischen Hundetrainerin Antje Engel, mit dem sie auch in der Paarklasse (gemeinsam mit der österreichischen Junghündin Mica Debbie-Ann) an der Spitze stand.

BOB – Orelia von der Hofreite

Offene Klassen mit Qualität
Die traditionell größten Klassen sind die Offenen: 13 Rüden, davon sieben mit „V“ (= vorzüglich) bewertet und 26 Hündinnen, davon 14-mal „V“. Bei den Rüden siegte Angus vom Vilsfeld, der zugleich auch zur siegreichen Zuchtgruppe seiner Züchterin Sabine Jacobs aus Bayern und zur siegreichen Nachzuchtgruppe des Multi-Champions Antek vom Eibenbogen gehörte.

Die eigentliche Überraschung war die Siegerin der Offenen bei den Hündinnen, die erst knapp dreijährige blonde Orelia von der Hofreite, eine Tochter des gerade erwähnten Denzel Grofje Celjski, gezogen von Elisabeth Dittmann in Schaafheim (Franken) und dezent präsentiert von Magdalena Weber aus Minfeld (Pfalz). Eine eher kleine Hündin mit exzellenter Rutenhaltung (was bei weitem nicht bei allen Hunden konstatiert werden konnte!), sehr schönem, femininen Typ und sehr leichtem Bewegungsablauf. Klassensieg, Beste Hündin und am Ende Clubsiegerin, IHF-Champion-Anwärterin und Best of Breed (BoB) – ein Sieg auf ganzer Linie, auf jeder Ebene gegen starke Konkurrenz. Eine Hündin, von der man noch einiges hören wird.

Besonders gelungen war eine Modifikation im Ablauf, die jeweiligen Klassensieger nicht gleich auf dem Ring zu küren, sondern erst in Form eines großen Finales am Ende der Ausstellung. So konnte sich ein Spannungsbogen aufbauen und alle Zuschauer wirklich alle Klassensieger und Stechentscheidungen verfolgen.

Insgesamt war die RZV-Clubsiegerschau 2021 ein überaus gelungener Testlauf für die gemeinsame 100-Jahr-Feier aller Hovawart-Vereine am 12. Juni 2022 am gleichen Ort. Die Voraussetzungen für ein großes Familientreffen sind ideal!



Ergebnistafel

Fotoalbum


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