R.I.P. Metallapport

SKN Obedience Verlängerung und Ringstewardschulung der neuen Prüfungsordnung in Reesdorf

Text und Fotos: Inga Pankonin

Was machen die eigentlich den ganzen Tag, zwei Tage hintereinander, ein ganzes Wochenende lang bei Verlängerung des SKN Obedience und Schulung der Ringstewards? Für alle außer im Obedience ist es ja eh besonders, dass man durch eine Prüfung geleitet wird, gesagt bekommt, was als nächste Übung wie dran ist.
Für die BHVT haben wir das Laufschema auswendig gelernt, sind ohne Hund gelaufen, damit der  keinen vorauseilenden Gehorsam bietet, und fertig. Nun ist die „BH“ ja auch langweilig, ein bisschen mehr Abwechslung wird im Obedience allemal geboten für Mensch und Hund. Und nun gibt es eine neue Prüfungsordnung, die noch nicht durch ist, weil verschiedene Menschen aus unterschiedlichen Verbänden die englische Fassung unterschiedlich ausgelegt haben, ja selbst der VDH zwei Versionen zeitversetzt ins Netz gestellt hat. Es ist wie es ist, die alte Prüfungsordnung (PO) gilt nicht mehr, die neue soll ab 1.4. gelten, wenn man sich geeinigt hat, und geschult werden muss natürlich vorher.

Wer früher anreisen konnte, der hat noch einen Freitagnachmittag am Strand genießen können. Die Förde ist ja nur 30 km vom Hundeplatz der Hovawartfreunde SH-Mitte in Reesdorf entfernt, und im Winter ist Hundestrand „flächendeckend“. Am Samstagmorgen startete dann die Gruppe aus 14 Teilnehmern, Martina Liepner und Thomas Nicolas mit reichlich Theorie und viel Liebe zum Detail. – Detailverliebtheit ist ja eine Grundvoraussetzung für diese Sparte.


Was gibt´s Neues? Unter anderem wird die Freifolge in Klasse 3 nun mit den Positionen aus der Bewegung, landläufig: „Blitz“, kombiniert. Das bisherige Umkreisen des Hundes in der Position wird auch variiert. Erst am Prüfungstag wird der Leistungsrichter bekannt geben, welche Positionen aus der Bewegung gezeigt werden sollen und aus welcher der Hund abgerufen wird, bzw. wieder „mitgenommen“ wird, und ob der Hundeführer neben dem Hund anhält oder in Bewegung bleibt.
Für den Ringsteward bedeutet es eine deutlich verkürzte Vorbereitungszeit. Das Laufschema der Freifolge war immer schon durch den Richter vorab abzusegnen, aber jetzt gilt es ganz kurzfristig die Übung zu gestalten und anzusagen. Wie das wohl aussehen wird? Es wird eine Herausforderung. Die drum herum dekorierte Freifolge macht die Ansagen nicht kürzer: „Die Freifolge wird pausiert, sie wird fortgesetzt“ oder „Freifolge beendet – Positionen beginnen“? Der Hundeführer wird sich mehr als bisher auf den Steward konzentrieren müssen – hoffentlich bleibt genügend Aufmerksamkeit beim Teampartner Hund. Die Kunst wird sein, nicht zu viel Text zu bringen, kurz und klar bleiben.

Und sonst? Z. B. ist ein Halsband in den Einzelübungen optional, ein Zeckenhalsband darf getragen werden. In der Beginner-Klasse darf die bisher festgelegte Reihenfolge der Übungen geändert werden. Einzelne Übungen können, in allen Klassen, nach vorheriger Ansage ausgelassen werden und dann mit „0“ bewertet. Mehrere nicht gezeigte Übungen schmälern den Gesamteindruck.
Bei allen Kommandos wird ein deutliches Hörzeichen erwartet,  ein parallel erlaubtes Sichtzeichen wie etwa bei der Distanzkontrolle, darf nicht länger andauern als das gesprochene Wort. Nur beim Zeigen des mittleren Apportels im Richtungsapport in der Klasse 3 sind Bewegungen beider Hände/Arme erlaubt. Alle übrigen sichtbaren Kommandos, Körperhilfen wie etwa Kopfnicken sind verboten. Die Höhe der Hürde schrumpft in Klasse 2 und 3 auf maximal 50 bzw. 60 cm. Und beim Umrunden der Pylone ist die bisher möglichst eng genommene Kurve nicht mehr nötig. Bei großen Hunden ist ein Abstand bis ein Meter okay und die einzelne Pylone ist ersetzt durch eine Gruppe aus 3 – 6 Pylonen, aufgestellt auf einer Fläche von längstens 80 cm x 80 cm, bzw. durch eine einzelne Tonne. Eine in meinen Augen sinnvolle Änderung: Gerade ein triebiger Hund nimmt keine Rücksicht auf seine Gelenke und kann auch 180 Grad-Winkel laufen, ohne abzubremsen.

Meine Lieblingsänderung ist das Abschaffen des „Plombenziehers“.  Wer schon einmal gesehen hat, wie der Trainer/Steward das Metallapportel in der Hand aufwärmt oder zwischendurch unter der Jacke kuschelt, damit dem Hund nicht etwa die Zunge festfriert, der weiß, warum ich gern darauf verzichten kann. Bis Klasse 1 kann das eigene Holzapportel verwendet werden, und ab Klasse 2 können die Apportel „horizontal oder vertikal“ ausgelegt werden. Da muss ich etwas überlegen: Es geht um die Ausrichtung des Mittelteils: ∞   ∞   ∞  oder   I   I   I. Es wird weiterhin ausgelost, welches Holz der Hund aufnehmen soll. Ausgelegt wird jetzt IMMER für alle Teilnehmer gleich, und auch das mittlere Holz ist jetzt nicht nur verwirrende Deko.

Bei so vielen Neuerungen kommt erst mal Verunsicherung auf. Es liegt dem Steward ja am Herzen, so klar wie möglich zu formulieren. Ein Beispiel: Beim Sprung über die Hürde zurück zum Hundeführer in Übung Nr. 8 in Klasse 3 mit der Ansage der linken oder rechten Hürde nicht getan. Das Links des Hundes ist das Rechts des Hundeführers, also reden wir von der offenen und der geschlossenen Hürde.
Es hilft nur Übung, und die folgt an beiden Tagen bei deutlich erhöhter Luftfeuchtigkeit, bis der Hundeplatz unter Wasser steht und nicht mehr begehbar ist. Die anwesenden Hunde laufen Probe für die Ansagen der Stewards und die Verbesserungsvorschläge der Trainer. Der Wind reißt manches Wort von den Lippen und es verhallt ungehört im weiten Eidertal. Die gute Stimmung trübt sich nicht, es wird am Folgetag auf dem asphaltierten Parkplatz geübt. Und natürlich wird auch in den kommenden Wochen und Monaten weiter geübt werden, um gut gerüstet zu sein für die kommende Saison, die am 23. Und 24.04. in Sewekow starten wird.
Das genaue Lesen der neuen PO empfiehlt sich für die Stewards wie auch für alle Interessierten, sobald sie fest steht. Spätestens zum  01.04.2022 soll es soweit sein.

Herzlichen Dank an Martina Liepner und Thomas Nicolas für die Planung und Durchführung der Schulung. Sie waren für alle Fragen offen und sehr geduldig. Herzlichen Dank auch an die Hovawart-Freunde SH – Mitte, bei denen wir zu Gast sein durften.

Süße Hovawart Hunde