Was macht eigentlich …

… ein Schutzdiensthelfer ?

Der Schutzdiensthelfer, auch „Figurant“ genannt, ausgerüstet mit Schutzanzug und Schutzarm ist neben dem Hund und seinem Hundeführer der wichtigste Akteur im IGP-/Schutzhundesport.


TEXT Kirsten Breidenbach FOTOS RZV-Fotoarchiv

Neben dem Einsatz im Gebrauchshundesport kommt dem Figuranten in der züchterischen Wesensüberprüfung unserer Hovawarte eine weitere wichtige Rolle zu, wenn auch in geringerem Maße. Er ist für den Hund zu Beginn Spielpartner, Lehrer und Gegner zugleich, um sich in den erwünschten Trieblagen mit ihm zu messen. Der Helfer muss neben einer Grundsportlichkeit und Kondition eine überdurchschnittlich gute Beobachtungsgabe und schnelles Reaktionsvermögen besitzen sowie in der Lage sein, auf die unterschiedlichen Hundetypen und Temperamente einzugehen, ihr Naturell zu erkennen und sie im Rahmen ihrer Vorzüge und Schwächen entsprechend zu arbeiten. Bei Hundehaltern, die wenig mit dem Gebrauchshundesport zu tun haben, herrscht das martialische Bild des Figuranten als „Scharfmacher“ oder „Hetzer“ vor, der mit drohendem Gesicht und einem Stock in der Hand den Hund zum festen Biss in den Ärmel reizt und zur Charakterprobe zwei feste Schläge auf Keulen oder Rücken andeutet. Tatsächlich aber ist der Helfer viel, viel mehr: er ist der unentbehrliche Sparringspartner bei der Kanalisierung und Weiterentwicklung des Spiel- und Beutetriebes und beim Ausbildungsteil „Unterordnung unter Belastung“ sowie in der Wesensprobe zur Zuchtzulassung von Hovawarten.
Im RZV regelt die Ausbildungsordnung (Ziff. 5.2) den Weg vom Schutzdiensthelfer über den Helfer zum Lehrhelfer. Über Einzelheiten informiert der Übungswart. Der Schutzdiensthelfer muss mindestens 16 Jahre alt sein (mit schriftlicher Zustimmung der Eltern) und kann nach drei Jahren den DVG Helfersportpass erwerben.

Beginn des Schutzdienstes
Sobald ein Hund im Rahmen seiner Eingewöhnungszeit und des Aufbaus von Spiel und Unterordnung die „Spielregeln“ begriffen hat, ist es nur die logische Konsequenz, dies in den Schutzdienst zu transportieren. Der sportlich betriebene „Schutzdienst“ ist also nur eine weitere Ebene des bereits Gelernten und hat nichts mit dem weit verbreiteten Irrglauben des „Scharfmachens“ eines Hundes zu tun. Der Hund arbeitet weiterhin für seine Beute (Schutzdienstärmel) und der Schutzdiensthelfer ist nicht Ziel des Hundes, auch sehr gut daran zu erkennen, dass die Handlungskette des Hundes unterbrochen ist und er die Arbeit abbricht, sobald der Helfer den Ärmel auf den Boden wirft.

Zunächst bekommt der Hund auch hier über den Beutetrieb die zu jagende Beute geboten – diese wird ihm im Wechsel angeboten oder streitig gemacht. Im weiteren Verlauf ruht die Beute und der Hund erhält sein Triebziel (Jagen der Beute) nur, wenn er eine Aktion zeigt. Die gewünschte Aktion oder besser gesagt, das zum Ziel führende Appetenzverhalten ist in diesem Falle das Bellen des Hundes und der Zug zur Beute.

Die psychologische Handlungskette: „Aktion (des Hundes) = Reaktion (der Beute) = Verstärkung des Triebs (Beutejagen) = Erfolg (Schlagen der Beute) = Beherrschen der Beute“ ist das gewünschte Verhalten des Hundes.

Ruhiger, voller, fester Griff
Je höher der entstehende Trieb aus der oben beschriebenen Handlungskette ist, um so  drangvoller und schneller wird ein Hund die Beute (=Ärmel bzw. zu Anfang Beißrolle) schlagen. Das nun folgende Beutesicherungsverhalten soll möglichst spannungsfrei in einem „sicheren“ Bereich erfolgen.
Der Helfer vermeidet jeglichen Konflikt zwischen Beutesicherung und Beuteverteidigung, ebenso liegt es am Hundeführer, für eine spannungsfreie Situation zu sorgen. Nur hier kann eine innere Sicherheit des Hundes entstehen, welche sich in einem ruhigen, vollen und festen Griff widerspiegelt.

Bereits gier sind die wichtigen Grundelemente des Schutzdienstes vorhanden
> Stellen und Verbellen
> Fluchtvereitelung
> Setzen und Halten eines vollen,ruhigen und festen Griffs
> Sauberes Trennen

Aufbau der einzelnen Übungen durch Bilder
Bereits beim Aufbau des Spiels und der Unterordnung wurde deutlich, dass ein Hund in höchster Erregung die Spielregeln und Hörzeichen am besten über Bilder (Sichtzeichen) erlernen kann. Was liegt also näher, als im Schutzdienst dies über die „Helferbilder“ auf den Hund zu transportieren. Wichtige Helferbilder sind:
> Grundstellung (für Stellen und Verbellen)
> Position zur Fluchtvereitelung
> Grifferöffnungsposition
> Bedrängungsposition

Je klarer diese Bilder durch den Helfer und seine Körpersprache vermittelt werden, desto klarer kann der Hund zwischen den einzelnen Trieblagen wechseln und die in der Prüfung so wichtigen Verhaltensänderungen zeigen.

Wichtige Einzelaspekte in den zusammengesetzten Helferbildern sind:
> Körperspannung des Helfers
> Armhaltung (Beutearm)
> Fußstellung des Helfers
> Gestik des Helfers

Die Einzelaspekte ergeben sich aus dem Bewegungsablauf des Helfers und den an ihn gestellten komplexen Aufgaben. Deshalb können diese Bilder mit zunehmender Ausbildung des Hundes reduziert werden, während sie zu Anfang sehr stark (aber nicht übertrieben) gezeigt werden müssen.

Fest steht: Schutzdiensthelfertätigkeit ist eine anspruchsvolle, abwechslungsreiche und wichtige Funktion im Hundesport und in der Wesensprüfung unserer Hovawarte, wie geschaffen für sportliche und zugleich einfühlsame Charaktere.
Weitere Infos bei unseren Ausbildern und Übungswarten.


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Beitrag eingestellt durch presse.olnds

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