Hypothyreose

Schilddrüsenunterfunktion

Ihr Hovawart hat schlechtes Fell, einen kahlen Rattenschwanz und schüttere Flanken? Er wird oft krank? Er scheint unfruchtbar zu sein? Er ist neuerdings verhaltensauffällig? Er guckt immer so traurig? Oder er nimmt trotz unveränderter Fütterung zu? Es könnte an der Schilddrüse liegen.


TEXT Dr. Claudia Veit

Erkrankungen der Schilddrüse kommen bei Hunden gar nicht so selten vor. Eine Unterfunktion der Schilddrüse (= Hypothyreose) tritt bei mittelgroßen und großen Rassen wie unserem Hovawart im Vergleich zu kleineren Rassen gehäuft auf. Meist erkranken sie im mittleren und höheren Alter. Leider ist die Diagnostik nicht ganz einfach. Fehldiagnosen kommen immer wieder vor.

Wo befindet sich die Schilddrüse?
Die Schilddrüse (Thyreoidea) schmiegt sich mit ihrer zweiflügeligen, schmetterlingsähnlichen Form unterhalb des Kehlkopfes direkt an die Luftröhre an. Geschützt wird sie nur von der darüber liegenden Haut mit dem bei unserer Rasse üppigen Fell.
Die Halsunterseite von Hunden ist empfindlich. Der Kehlkopf, die nicht übermäßig stabil gebaute Luftröhre und die Schilddrüse dürfen nicht verletzt oder gequetscht werden. Halsbänder sollten deshalb nicht zu schmal sein, damit sich der von ihnen ausgeübte Zug bzw. Druck großflächiger verteilen kann. Sie müssen gut sitzen und im Fall von Würgehalsbändern einen „Stop“ haben.
Falsch sitzende Halsbänder (d.h. auf Höhe von Kehlkopf oder Schilddrüse), erst recht Stachelhalsbänder und sogenannte „Korallen“, erhöhen das Risiko.

Was macht die Schilddrüse überhaupt?
Die von der Schilddrüse gebildeten Hormone sind an der Regulation praktisch sämtlicher Stoffwechselvorgänge beteiligt. Der ganze Körper mit allen seinen Funktionen wird von ihnen beeinflußt. Die Schilddrüse mischt buchstäblich überall mit. Aufwendige Schaltkreise und Rückkopplungsmechanismen sorgen für eine feinjustierte Steuerung. Das übergeordnete Zentrum für die Regulation der Schilddrüsenaktivität sitzt im Gehirn. Dieser sogenannte Hypothalamus im Zwischenhirn fungiert wie eine Schaltzentrale zwischen dem Nervensystem und der hormonellen Steuerung des Körpers. Er bildet unter anderem das Hormon TRH (Thyreotropin Releasing Hormon oder Thyreoliberin). TRH veranlaßt die unterhalb liegende Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) zur Bildung des Hormons TSH (Schilddrüsenstimulierendes Hormon oder Thyreotropin). Dieses Freisetzungshormon wiederum regt die Schilddrüse an, die Hormone T3 und T4 zu produzieren. Dazu wird u.a. Jod benötigt, das der Körper mit der Nahrung aufnehmen und in ausreichenden Mengen zur Verfügung stellen muss.

Die Schilddrüse schüttet das drei Jodatome enthaltende T3 (Trijodthyronin) und das Gesamtschilddrüsenhormon T4 (Thyroxin oder Tetrajodthyronin) mit vier Jodatomen in den Körper aus. Im Blut binden sich T3 und T4 an spezielle Eiweiße, die sogenannten Transportproteine. Mit ihnen reisen sie zu ihrem Bestimmungsort im Organismus.
Das langlebigere T4 kann durch Abspaltung eines Jodatoms in das wirkungsstärkere T3 umgewandelt werden. Eine pharmakologische Wirkung entfalten erst die ungebundenen, also vom Transportprotein gelösten Formen. Das sind fT3 (= freies Trijodthyronin) und fT4 (= freies Thyroxin).
Das komplexe Wechselspiel zwischen T4, fT4 und TSH kann man grob mit dem Autofahren vergleichen: T4 entspricht dabei dem Benzinvorrat im Tank. Der Tank darf zwar nicht ganz leer sein, aber wieviel Gas man geben kann, ist unabhängig davon, ob gerade frisch vollgetankt wurde oder ob die Tankfüllung sich schon Richtung Reserve neigt. Das wirksame Schilddrüsenhormon fT4 entspricht dem Benzin, das beim Gasgeben für die aktuelle Beschleunigung sorgt. Je stärker man aufs Gaspedal drückt, umso schneller fährt das Auto. TSH entspricht dabei dem Druck auf das Pedal.
Bei einer typischen Hypothyreose ist der Tank fast leer (= niedriges T4) und trotz starkem Druck aufs Gaspedal (= hohes TSH) kommt das Auto nur langsam voran (= niedriges fT4).

Wie wirken die Schilddrüsenhormone?
An Transportproteine gebundene Schilddrüsenhormone wirken gar nicht. Sie sind inaktiv. Die freien Schilddrüsenhormone kurbeln den gesamten Stoffwechsel an. Wachstum und Wundheilung, Haut und Haare, Zellfunktionen, Immunsystem, Verdauung, Muskulatur, Herz, Eiweiß-, Zucker- und Fettstoffwechsel, Fruchtbarkeit und Nervensystem einschließlich Verhalten werden von der Schilddrüse angeregt bzw. reguliert.

Welche Schilddrüsenkrankheiten gibt es?
Bei uns Menschen kommen verschiedene Erkrankungen der Schilddrüse vor. Es gibt Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion) und Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion). Eine im Jodmangelland Deutschland meist durch Jodunterversorgung hervorgerufene Vergrößerung der Schilddrüse nennt man Kropf oder Struma. Entzündliche Veränderungen der Schilddrüse kommen als Morbus Basedow und Hashimoto-Thyreoidits vor. Im Schilddrüsengewebe können sich außerdem gutartige und bösartige Tumore entwickeln. Tiere können grundsätzlich unter den gleichen Schilddrüsenerkrankungen leiden wie Menschen.
Die Überfunktion der Schilddrüse (Hyperthyreose) ist eine häufige Erkrankung von älteren Katzen. Typische Symptome sind starker Gewichtsverlust trotz guter Futteraufnahme, struppiges Fell, hektisches oder aggressives Verhalten, verringerte Wärmetoleranz und Erhöhung der Leberwerte.
Bei Hunden tritt eine Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion) fast ausschließlich durch Verfütterung von Schilddrüsengewebe auf. Die Schilddrüsenhormone werden nämlich weder durch Erhitzen noch durch Einfrieren oder Trocknen inaktiviert. Ein Risiko für erhöhte Schilddrüsenwerte besteht daher bei Verfütterung von Schlund, Kehlkopf, Strotten, Luftröhren und dergleichen. Wenn das anhaftende Drüsengewebe nicht vollständig entfernt wurde, sind Schilddrüsenreste in Dosen- und Trockenfutter ebenso wie in Frischfleisch und getrockneten Kauartikeln problematisch.
Auch die irrtümliche Gabe von Schilddrüsenhormonpräparaten erhöht beim schilddrüsengesunden Hund die Schilddrüsenwerte.
Hunde leiden im Gegensatz zu Katzen fast ausschließlich an Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion).

Welche Formen von Hypothyreose gibt es?
Man unterscheidet zwei Hauptformen der Schilddrüsenunterfunktion:
Die angeborene Hypothyreose tritt bei sehr jungen Hunden auf. Betroffene Welpen bleiben im Wachstum deutlich zurück. Auch in ihrer geistigen Entwicklung hinken sie gesunden Wurfgeschwistern hinterher. Auffällig ist ihr schlechtes Fell, das auch im erwachsenen Alter einem strubbeligen, flaumigen, dünnen Welpenfell gleicht.
Viel häufiger kommt die Schilddrüsenunterfunktion bei erwachsenen Hunde vor. Die meisten Patienten erkranken zwischen dem vierten und siebten Lebensjahr. Grund dafür sind autoimmune Entzündungen. Dabei wird das Schilddrüsengewebe vom eigenen Körper angegriffen und zerstört. (Zu den Autoimmunkrankheiten gehören beispielsweise auch Rheuma, wo gegen körpereigenes Gewebe gerichtete Entzündungsvorgänge die Gelenke angreifen, und Autoimmunhämolytische Anämien, die durch Zerstörung von Blutzellen zu Blutarmut führen).
Ob Traumata bei der Entstehung von Hypothyreose eine Rolle spielen (z.B. Druck durch Halsbänder, insbesondere durch Stachelhalsbänder oder sehr schmale Würgehalsbänder) ist nicht eindeutig geklärt. Ausgeschlossen ist es aber nicht.

Woran erkennt man einen Hund mit Hypothyreose?
Die Schilddrüsenunterfunktion beginnt beim erwachsenen Hund meist schleichend. Sie entwickelt sich im Verlauf von Monaten bis Jahren. Die Hundebesitzer bemerken die Veränderungen daher nicht immer frühzeitig.
Oft fällt bei den Patienten als erstes das schlechte Fell auf. Die Haare werden spröde und brüchig. Der Haarausfall beginnt meist an der Rute und am Rumpf. Die Haare sind leicht ausziehbar und wachsen schlecht nach (z.B. nach Operationen). Das Fell wird schütter und geht stellenweise ganz aus. Schwarze Hunde verfärben sich rostfarben bis rötlich (was auch bei Tyrosinmangel im Futter auftreten kann). Die Haut wird schuppig und kann sich dunkel verfärben. Oft tritt begleitender Juckreiz auf. Hautinfektionen und Ohrenentzündungen häufen sich.
Die Infektanfälligkeit nimmt insgesamt zu, weil das Immunsystem schlechter arbeitet. Der Körpergeruch der Hunde kann sich unangenehm verändern. Wassereinlagerungen (Ödeme) und Hautverdickungen, vor allem im Gesicht, führen zu einem traurig wirkenden Gesichtsausdruck. Häufig ist der Herzschlag verlangsamt (Bradykardie). Die Patienten vertragen Kälte schlechter (und das, wo der typische Hovawart ein kälteliebender Winterhund ist!).
Ihre Fruchtbarkeit ist herabgesetzt. Rüden decken möglicherweise nicht, Hündinnen nehmen nicht auf oder bekommen zu kleine Würfe. Trotzdem geborene Welpen können mißgebildet sein oder sich verzögert entwickeln. Hunde mit Hypothyreose sind antriebslos und lethargisch. Sie schlafen viel.
Obwohl die Futteraufnahme unverändert oder sogar verringert ist, legen Hypothyreose-Patienten z.T. deutlich an Gewicht zu. Lahmheiten und neurologische Störungen können ebenfalls im Zusammenhang mit Schilddrüsenunterfunktion auftreten.
Verhaltensänderungen fallen manchmal noch vor dem Auftreten typischer körperlicher Symptome auf, eventuell sogar vor Veränderungen der Blutwerte. Hunde mit Hypothyreose können ängstlich, ungewohnt aggressiv, unterwürfig, „unberechenbar“ oder anderweitig verhaltensauffällig werden. (Natürlich ist längst nicht jedes Verhaltensproblem auf eine Schilddrüsenunterfunktion zurückzuführen, aber bei Verhaltensauffälligkeiten sollte die Schilddrüse immer mit untersucht werden.)

Welche Rolle spielt die Ernährung?
Damit genügend „Baumaterial“ zur Produktion der Schilddrüsenhormone vorliegt, muss der Hund mit der Nahrung ausreichende Mengen Jod zu sich nehmen. Deutschland ist allerdings ein Jodmangelgebiet. (Der „Kropfband“ genannte Halsschmuck bei manchen traditionellen Trachten sollte jodmangel-bedingte Kröpfe dekorativ verstecken.) Natürliche Lebensmittel haben hierzulande normalerweise zu niedrige Jodgehalte. Deswegen rät die Deutsche Gesellschaft für Ernährung dazu, jodiertes Speisesalz zu verwenden und regelmäßig Meeresfrüchte und Seefisch zu essen.
Qualitativ hochwertigem Fertigfutter wird üblicherweise genug Jod zugesetzt. Bei selbst zubereitetem Futter einschließlich BARF kommt es aber leider häufig zur Unterversorgung. Sogar viele sogenannte Fertig-Barf-Rationen sind nicht optimal zusammengestellt. Schließlich braucht man eine enorme Menge Seefisch, um Hunden ausreichend Jod zu füttern! Anders als in manchen BARF-Ratgebern behauptet wird, tragen Spirulina und Chlorella nicht zur Jodversorgung bei – eigentlich logisch, denn es handelt sich hierbei um Süßwasseralgen, und Süßwasser ist typischerweise jodarm. Meeresalgen sind hingegen reich an Jod. Der Gehalt in Seealgenmehl kann schwanken und sollte auf der Verpackung deklariert sein.
Um Mangelerscheinungen zu vermeiden, muss selbst zusammengestelltes Futter, BARF und Fertig-BARF unbedingt mithilfe einer kompetenten Rationsberechnung zusammengestellt bzw. überprüft werden. Ernährungspläne aus dem Internet sind oft stark fehlerhaft. Seriöse Rationsberechnungen machen z.B. Frau Dr. Dillitzer, www.futtermedicus.de, Frau Dr. Fritz, www.napfcheck.de und Frau Prof. Wolf, www.feedcheck.de, alle drei sind Fachtierärztinnen für Tierernährung und Diätetik.
Die Verfütterung von Schlund- und Kopffleisch, Strotten, Kehlkopf, Luftröhren etc. ist riskant, sofern das anhaftende Schilddrüsengewebe nicht sorgfältig vollständig entfernt wurde. Schilddrüsenhormone werden nämlich weder durch Einfrieren noch durch Kochen oder Trocknen unwirksam! Durch die Verfütterung kann es auch bei schilddrüsengesunden Hunden zu klinischen Symptomen einer Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion) kommen.
Die Aminosäure Tyrosin ist neben Jod ein weiterer unersetzlicher Baustein für die Herstellung der Schilddrüsenhormone. Tyrosin wird außerdem für Botenstoffe (Neurotransmitter) sowie für den schwarzen Farbstoff Melanin in Haut und Haar benötigt. Hunde können Tyrosin aus der essentiellen Aminosäure Phenylalanin selbst herstellen. Bei einem Mangel an diesen beiden Aminosäuren sind Probleme im Bereich von Schilddrüsenhormonen, Nervensystem und Fellfarbe zu befürchten.
Tyrosin ist vor allem in tierischem Protein enthalten. Besonders reich sind Schweinefleisch, Hühnerbrust und Lachs. Allerdings enthalten Sojabohnen, Erdnüsse und Weizenkeime deutlich mehr Tyrosin als Rindfleisch, Hüttenkäse und Ei.

Wie diagnostiziert man eine Hypothyreose?
Im Verdachtsfall oder im Rahmen von Vorsorgeuntersuchungen untersucht man eine Blutprobe. Idealerweise sollte der Patient bei der Blutentnahme wenigstens 12 Stunden nüchtern sein, denn die nach den Mahlzeiten erhöhten Blutfette stören die Messverfahren im Labor.
Im Blutserum werden das Gesamtschilddrüsenhormon T4, das freie Schilddrüsenhormon fT4 und das in der Hypophyse gebildete Freisetzungshormon TSH gemessen, unter Umständen zusätzlich auch die Thyreoglobulin-Antikörper. Letztere sind lediglich in der Anfangsphase autoimmun-bedingter Schilddrüsenentzündungen nachweisbar. Ist die Zerstörung des Schilddrüsengewebes schon weit fortgeschritten, fällt der Thyreoglobulin-Antikörpertest wieder negativ aus.
Vor allem das Gesamtschilddrüsenhormon T4 unterliegt schilddrüsenunabhängigen Einflüssen. Zum Beispiel kann T4 nach Gabe verschiedener Medikamente oder durch andere Erkrankungen erniedrigt sein, ohne dass tatsächlich eine Hypothyreose vorliegt (das nennt man dann Euthyroid Sick Syndrom, siehe unten).
Wenn lediglich T4 gemessen wird, nicht aber auch fT4 und TSH, besteht ein höheres Risiko für Fehldiagnosen. Die Sensitivität („Wieviele Kranke werden als krank erkannt?“) und Spezifität („Wie viele Gesunde werden als gesund erkannt?“) der Tests sind nicht überwältigend hoch. Die Bestimmung einzelner Parameter reicht für eine zuverlässige Diagnose nicht aus. Erst die Interpretation mehrerer, sich ergänzender Laborwerte im Zusammenhang mit den klinischen Symptomen und dem Krankheitsverlauf führt zu einer Diagnose.
Untersuchungen mittels Ultraschall und Szintigrafie werden in der Tiermedizin zur Zeit seltener als in der Humanmedizin durchgeführt. Bei Vergleichen von Laborwerten sollte immer das gleiche Labor beauftragt bzw. immer dasselbe Gerät benutzt werden. Unterschiedliche Kalibrierungen führen sonst zu etwas abweichenden Werten, die nicht ohne weiteres miteinander verglichen werden können.

Was ist ein Euthyroid-Sick-Syndrom?
Wenn T4 und möglicherweise weitere Schilddrüsenhormone erniedrigt sind, ohne dass eine Hypothyreose vorliegt, spricht man von einem Euthyroid-Sick-Syndrom. Schilddrüsenunabhängige Krankheiten (z.B. Leber- und Nierenprobleme, Herzerkrankungen, Stoffwechsel- oder Infektionskrankheiten) können die Schilddrüsenhormonspiegel absenken. Vor allem T4 ist davon stark betroffen. Die erfolgreiche Behandlung der Grundkrankheit führt automatisch zu einer Normalisierung der Schilddrüsenwerte.
Auch verschiedene Medikamente beeinflussen die Spiegel der Schilddrüsenhormone. Dazu gehören gängige Schmerzmittel, Cortison, Medikamente gegen Epilepsie und manche Antibiotika bzw. Sulfonamide.


Wie behandelt man eine Hypothyreose?
Eine Schilddrüsenunterfunktion ist zwar nicht heilbar, aber gut behandelbar. Durch die regelmäßige Gabe von Schilddrüsenhormonen werden die Symptome erfolgreich therapiert. Verhaltensauffälligkeiten lassen nach, die Haare wachsen wieder, Infektionen heilen aus, das Temperament normalisiert sich und so weiter. Es gibt für Hunde teilbare Tabletten mit oder ohne Aroma und ein flüssiges Präparat zum Eingeben. Hovawarte mit Futtermittelallergien sollten sicherheitshalber Medikamente ohne Aromastoffe bekommen, oder allenfalls mit künstlichen statt natürlichen Aromastoffen. Aromatisierte Medikamente werden bereitwilliger gefressen und sind daher leichter einzugeben. Sie sollten kinder- und hundesicher aufbewahrt werden. Ein gieriger Hovawart könnte sonst die ganze Schachtel Tabletten auf einmal leer machen!
Da Schilddrüsenhormone auch über die Haut resorbiert werden, sollte man im Umgang mit den Medikamenten entsprechend sorgfältig vorgehen. Vor allem wenn Tabletten geteilt werden müssen oder wenn das flüssige Präparat verwendet wird, schützen Einmalhandschuhe vor versehentlichem Hautkontakt mit dem Wirkstoff. Zumindest sollte man sich nach der Medikamentengabe die Hände gründlich waschen.
Aus arzneimittelrechtlichen Gründen dürfen Tierärzte nur für Hunde zugelassene Schilddrüsenmedikamente verordnen. Der Einsatz von humanmedizinischen Präparaten ist nicht erlaubt. Die Lebensqualität gut eingestellter Hunde ist hervorragend. Ihre Lebenserwartung ist nicht beeinträchtigt. Trotzdem sollte mit ihnen nicht gezüchtet werden.
Regelmäßige Kontrollen der Schilddrüsenwerte sind erforderlich. Üblicherweise wird vier Wochen nach Beginn der Medikation bzw. nach jeder Dosisänderung eine Kontrolle durchgeführt. Wenn die Einstellung stabil ist, kann man die Abstände vergrößern. Der Patient sollte zur Blutentnahme 4 bis maximal 6 Stunden nach Schilddrüsenhormongabe nüchtern (frühestens 12 Stunden nach der letzten Mahlzeit) vorgestellt werden.

Was bedeutet die Hypothyreose für die Zucht?
Eine Unterfunktion der Schilddrüse kann die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Böse formuliert ist das aber gut für die Zucht, weil das erkrankte Tier seine Krankheit dann ja nicht in die nächste Generation vererben kann. Gut eingestellte Hunde sind aber klinisch gesund und fertil (fruchtbar). Dennoch sollte mit ihnen natürlich nicht gezüchtet werden.
Der RZV verlangt zu Recht in seiner Zuchtordnung, dass nur mit gesunden Hovawarten gezüchtet wird. In den Zuchtordnungen von HZD und HC werden Hunde mit klinischer Hypothyreose explizit von der Zucht ausgeschlossen.
Anders als bei HD (Hüftgelenksdysplasie), wo ein objektiver Röntgenbefund vorliegt und die Gelenke mit zunehmendem Alter höchstens schlechter, aber niemals besser werden, ist der Nachweis einer Hypothyreose eine labordiagnostische Momentaufnahme. Bei einem Hovawart mit gut eingestellter Schilddrüsenunterfunktion sind die vom Labor bescheinigten Schilddrüsenwerte natürlich in Ordnung – dank regelmäßig verabreichter Medikamente. Besitzer betroffener Hovawarte nehmen diese fairerweise aus der Zucht. Vor allem, wenn es relativ junge Hunde betrifft, ist die Ehrlichkeit der Besitzer ein nicht hoch genug zu schätzender Dienst an der Gesundheit unserer Rasse. Ihre Hunde sind immer noch die besten, die schönsten, die liebenswertesten, die sportlichsten und die tollsten – aber mit Hypothyreose eben keine geeigneten Zuchttiere.
Hypothyreose ist erblich beeinflußt. Tritt sie erst in höherem Alter auf, wurde vielleicht schon gezüchtet. Dann muss man die Nachzucht besonders aufmerksam beobachten. Aber für mich macht es einen Unterschied, ob diese Krankheit schon mit vier Jahren auftritt oder erst als Alterserscheinung mit neun oder zehn Jahren oder noch später.
Jeder von uns wünscht sich einen kerngesunden Hund, der den Tierarzt nur zum Impfen und für die Parasitenprophylaxe braucht. Wir alle sollten alles Sinnvolle dafür tun. Der Ausschluß von Hovawarten mit Hypothyreose von der Zucht gehört dazu.


Beitrag eingestellt durch presse.olnds

Süße Hovawart Hunde